Listeria monocytogenes ist ein pathogenes Bakterium, das in der Lebensmittelindustrie immer wieder für Probleme sorgt. Desinfektion hilft zwar, aber vor allem quarternäre Ammoniumverbindungen können von Listerien offenbar zunehmend toleriert werden. Wichtig für die Stresstoleranz ist dabei eine besondere genetische Ausstattung der Listerien, die auch dafür sorgt, dass das Bakterium mit sauren, osmotischen, oxidativen und anderen Stressbedingungen umzugehen weiß. Ursache für die Resistenzbildung sind oft Rückstände der chemischen Substanzen in subletalen Konzentrationen nach der Desinfektion. Außerdem schützt die Möglichkeit, Biofilmse zu bilden das Bakterium vor der Wirkung von Desinfektionsmitteln. Die Initiierung eines nicht vermehrungsfähigen "Schlaf"-Zustands (viable but not culturable) verhindert, dass die Organismen im mikrobiologischen Monitoring gefunden werden.
Die Hauptursache für die Resistenzbildung scheinen Effluxpumpensysteme zu sein, die zudem über horizontalen Gentransfer zwischen den Organismen verbreitet werden können. Bei L. monocytogenes wurden dafür sechs Gene identifiziert. Die Pumpen entgiften Makrolide, Cefotaxim, Schwermetalle und Ethidiumbromid (EtBr) und verleihen so Biozidtoleranz. Im Labor wurden Listeria monocytogenes-Zellen dem Desinfektionsmittel Benzalkoniumchlorid ausgesetzt. Eine Erhöhung der Toleranz wurde gemessen, gleichzeitig konnte eine verringerte Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika (Ceftriaxon, Gentamicin, Linezolid, Tetracyclin und eine Kombination aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol) festgestellt werden.
In Listerien-relevanten Unternehmen wäre der Nachweis von Desinfektionsmittelrückständen nach der Anwendung eine sinnvolle Ergänzung der Hygienekontrollen.
Siehe auch: Wiktorczyk-Kapische, N.; et al.; 2021; Adaptive response of Listeria monocytogenes to the stress factors in the food processing environment; Front. Microbiol. 12: 710085
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